Denkmalpreis 1986

Waldlerhaus in Wilting

„Schad um jeden Nagel!“ Abfällige Äußerungen wie diese hörten Angela und Xaver Himmelstoß oft, wenn sie bis spät in die Nacht hinein an ihrem alten Waldlerhaus in Wilting arbeiteten.

Jahrelang war das Gebäude leergestanden, das früher einmal einem Nachbarn gehört hatte und dann zum Himmelstoß-Hof gekommen war. Die Bausubstanz war so schlecht, dass in den 70er Jahren auch der letzte Mieter auszog: Es gab weder Strom noch fließendes Wasser, der Fußboden war an mehreren Stellen durchgebrochen, in großen Scheiben blätterte der Putz ab. Allmählich wurde das Haus, das mitten im Dorf neben der Kirche und der Schule steht, zu einem Ärgernis. Die Gemeinde wollte es abreißen und auf dem Grundstück einen Parkplatz errichten. Zu der Zeit aber entdeckte die Denkmalpflege das Haus, stellte es unter Schutz. Xaver und Angela Himmelstoß übernahmen damals den Hof und damit auch das alte Waldlerhaus. Was es damit Besonderes auf sich hat, erfuhr das Ehepaar dann in Gesprächen mit Heimatpfleger Willi Straßer, Denkmalpfleger Paul Unterkircher und Architekt Siegi Wild. „Plötzlich haben wir das Gebäude mit anderen Augen gesehen“, erinnert sich Angela Himmelstoß.

Sie und ihr Mann machten sich mit großer Begeisterung an die Restaurierung, brachten enorme Eigenleistungen ein, schlugen Holz im eigenen Wald. Von 1983 bis 1986 verbrachte das Ehepaar jede freie Minute auf der Baustelle. Stück für Stück gab das alte Haus seine Geheimnisse preis: Auf einem Balken im Giebel fand sich die Jahreszahl 1786 als Baujahr. Unter kohlschwarzen Brettern verbarg sich die ursprüngliche Stubendecke. Abgeschnittene Balkenköpfe fanden sich wieder, ebenso alte Türen, die als Muster für die neuen dienten. 17.000 Schindeln für das stattliche Walmdach haben Xaver und Angela Himmelstoß geschnitten und angenagelt. Gleich nach der Restaurierung mietete eine Arztfamilie das Haus, wollte es kaufen. Doch Angela und Xaver Himmelstoß geben das Gebäude, in das sie soviel Arbeit gesteckt haben, nicht her – nicht für noch soviel Geld.
(Text: Heidi Wolf)