Denkmalpreis 2005

Zwei Stadthäuser in Ingolstadt, Theresienstraße

Die Gebäude bilden zwei dreigeschossige, mit geschweiften Giebeln ausgezeichnete Wohn- und Geschäftshäuser. Ihre Entstehungszeit reicht in das Jahr 1400 beziehungsweise bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Hervorzuheben sind neben den Grundrissen insbesondere die beiden Dachstühle. Der eine war ursprünglich als stuhllose Konstruktion mit zwei Lagen überblatteter Kehlbalken konstruiert, der andere mit liegenden Stuhlsäulen und überblatteten Kopfstreben. Ebenso bedeutend sind wohlerhaltene, spätgotische Holzdecken in beiden Gebäudeteilen. Während der laufenden Baumaßnahme konnten Wandmalereien, Wandnischen, Lehmschlagdecken, Stuckdecken und historische Treppenläufe freigelegt werden. Besonderes Augenmerk wurde auch auf bodendenkmalpflegerische Befunde gelegt, die in das 10. bis 11. Jahrhundert zu datieren sind und damit weit vor das Datum der heute bekannten Stadtgründung Ingolstadts zurückreichen.

Gelegentlich einer Ortsbesichtigung wurden schwere statische Schäden an den Dachstühlen der beiden Gebäude festgestellt. Ein verformungsgerechtes Bauaufmaß wurde erstellt. An dieses schlossen sich eine dendrochronologische Untersuchung sowie eine Erforschung der Geschichte der Gebäude an. Eine umfängliche Schadensanalyse sowie ausführliche Befunduntersuchungen vollendeten die denkmalpflegerische Voruntersuchung. Um den historischen Zustand des Dachstuhls im Haus Nr. 9 sichtbar bleiben zu lassen, verzichtete die Eigentümerin auf den Dachausbau. Wirtschaftliche Überlegungen wurden auch zurückgestellt, um die bedeutenden Bodenfunde im Erdgeschoss im Rahmen eines „archäologischen Schaufensters“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Maria Hafensteiner scheute keinen Aufwand, um eine mustergültige Instandsetzungsmaßnahme durchzusetzen. Das Engagement der Bauherrin beschränkte sich nicht allein auf die Finanzierung. Eingebunden in zahlreiche Einzelgespräche mit Bauforschern, Restauratoren und Fachleuten aus dem Bereich von Denkmalschutz und Denkmalpflege beteiligte sie sich persönlich an dem schwierigen und langwierigen Entscheidungsprozess.

Einen Blick in beide Häuser kann man jeweils im Erdgeschoss werfen, das an Einzelhandel bzw. Gastronomie vermietet und somit zugänglich ist.

Bar „Tin Tin“ Theresienstraße 11

 

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