Denkmalpreis 1995

Schloss Kirchberg

Das Abenteuer begann 1978, als Christa Heinrichsen-Plank, Günter Plank, Margit und Horst Müller durch eine kleine Zeitungsannonce eine der letzten fünf Höhenburgen im niederbayerischen Kreis Landshut entdeckten. Die beiden befreundeten Ehepaare aus München waren spontan hingerissen von dem idyllischen Gemäuer, das den Weiler Kirchberg majestätisch überragte. Sie konnten die schon arg verfallene Burg – die erstmals 822 erwähnt wurde – von einem Landwirt erwerben, der die Gewölbe der gedrungenen Vierseitanlage jahrzehntelang als Remise und Stall benutzt hatte.

Was die Architekten Günter Plank und Horst Müller und ihre Frauen vorfanden, war eigentlich nur ein trauriger Abglanz des einstigen Grafensitzes. Die Dörfler hatten sich über lange Zeit aus den mächtigen Stützmauern des steilen Burgbergs bei Bedarf ihr Baumaterial herausgebrochen, Fenster fehlten, Dächer waren eingebrochen, und Teile der Hausmauern fielen bereits aus dem Steinverbund.

Doch die neuen Besitzer ließen sich vom ruinösen Zustand der Burg und von der Skepsis der Kirchberger („Schiabts doch den oidn Stoahaufa übern Berg obe und baut‘s an Bungalow aufe“) nicht beirren und machten fortan die Einsicht „Wir müssen schneller sein als der Verfall“ zum Motto ihrer Arbeit, in die sie mit Freunden und Kindern bisher über 50.000 Stunden an Eigenleistung investierten.

Das gewaltige Projekt musste in fünf Renovierungsstufen aufgegliedert werden und begann mit der Sanierung der Fundamente und des bis zu 2,50 Meter dicken Mauerwerks; danach wurden die Dächer und Gewölbe repariert, die Hauskapelle wieder hergestellt sowie der Innenhof anstelle des kaputten Pferdestalls mit einer Loggia geschlossen.

In den ersten Jahren war die Burg trotz ihrer Größe nirgendwo bewohnbar. An den Wochenenden und in den Ferien hauste man in einem gemieteten Zimmer unten im Dorf. „Oben“ gab es nur ein Plumpsklo und den alten Brunnen. Es war soviel zu tun, dass bis vor drei Jahren der Heizraum als Gemeinschaftsküche herhalten musste. Erst vor kurzem konnte in einem Gewölbe, in dem sich vorher die Schweine des Bauern getummelt hatten, eine richtige Küche eingerichtet werden.

Die Planks und die Müllers waren stets darauf bedacht, die Restaurierung ihrer Burg so originalgetreu, wie es nur eben ging, zu bewerkstelligen. So brauchten sie allein acht Jahre, um die notwendigen historischen Solnhofer Steinplatten aus anderen Abbruchhäusern
für die Böden der Säle aufzutreiben. Ein Höhepunkt der Sanierungsarbeit war, als man unter einer dicken maroden Putzschicht eine gotische Balkendecke aufspürte, die noch völlig intakt war.

Inzwischen sind die Kirchberger sehr stolz auf das, was von den „Staderern“ in ihrer Ortsmitte geschaffen wurde. Nun hat das Dorf seine Krone wieder. Dafür engagiert man sich auch und hilft zuweilen tatkräftig mit, wenn die üppige Vegetation der Burghänge in Ordnung gebracht werden muss. Mittlerweile feiert die Landjugend hier auch ihre „Burgfeste“ und die wunderschöne Kapelle dient wieder für Andachten, Taufen und Hochzeiten. So ist die Burg dank des Einsatzes zweier Familien, die private Denkmalpflege zu einem Lebenswerk gemacht haben, zu einem sehr wichtigen Teil des dörflichen Lebens geworden.
(Text: Peter M. Bode)

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