Denkmalpreis 1993

Mittermayr-Hof in Riedertsham

Der schönste und ungewöhnlichste Vierseithof in Niederbayern hat eine bemerkenswerte Baugeschichte. Pläne und sämtliche Detail-Ideen zur Ausschmückung des Anwesens zeichnete der Bauer Johann Mayr aus Haarbach anno 1823 selbst. Neun Jahre später war das große Werk, der Mittermayr-Hof, vollendet: Das behäbige Wohnhaus und gegenüber der große Stadel mit zwei mächtigen bemalten Hofportalen; an den Seiten der langgestreckte Kuhstall sowie die Remise mit Pferdestall und böhmischen Gewölben. Auch an eine Hofkapelle hatte Mayr gedacht. Auf der Hofseite läuft rings um das Gebäudegeviert im ersten Stock eine Balustrade mit gedrehten Trägersäulen und hunderten von bemalten Balusterkegeln – wie man sie eher in einem Schloss als in einem Bauernhof erwarten würde. Ein Segen, dass dieses wunderbare Anwesen bis heute erhalten blieb.

Ein noch viel größeres Glück ist jedoch, dass die Familie Weinholzer – Nachfahren von Johann Mayr – seit 1976 alles daran gesetzt haben, diesen stattlichen Hof liebevoll und historisch penibel zu restaurieren. Mit viel Eigenarbeit und großen finanziellen Opfern. Dabei ging es nicht nur um die sachgemäße Instandsetzung von Bauteilen mit überlieferten Techniken, sondern auch um die mühevolle Wiederherstellung der Bemalungen von Architekturdetails inklusive der farbigen Sinnsprüche von Urahn Mayr an den Wänden.

Dessen Bauzeichnungen, Kostenvoranschläge und sogar Abrechnungen hat die Familie aufbewahrt und in Ehren gehalten. Das Ehepaar Weinholzer und seine Tochter sahen dies als Ansporn, das Erbe zu bewahren – auch wenn dies eine Modernisierung ihrer Landwirtschaft verhinderte. Der Mittermayr-Hof ist so ein exemplarisches Beispiel bäuerlicher Baukunst Niederbayerns geblieben.
(Text: Ursula Peters)

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